Unterschied GKV PKV – Vorteile & Nachteile der privaten Krankenversicherung
Für Bürger in Deutschland besteht die Krankenversicherungspflicht. Das heißt, jeder Mensch muss sich entweder gesetzlich oder privat krankenversichern. Dafür bietet das Duale System die Wahl zwischen der PKV und der GKV.
Zwischen der privaten und gesetzlichen Krankenversicherung bestehen folgende Unterschiede. Beide Systeme haben ihre Vorteile und Nachteile. Dabei kann sich nicht jeder privat versichern, während die gesetzlichen Kassen ohne Voraussetzungen für alle offen sind.
Erfahren Sie hier, ob die gesetzliche oder private Krankenversicherung für Sie die richtige ist. Mit einem individuellen Vergleich können Sie die Unterschiede mit den Vor- und Nachteilen der KV-Systeme gegenüberstellen und die beste Krankenversicherung ermitteln.
Inhaltsverzeichnis
Unterschied zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung
Der wesentliche Unterschied zwischen der PKV und GKV besteht in den Voraussetzungen für den Zugang, der Prämien-Berechnung und der enthaltenen Leistungen.
Der Tabelle können Sie entnehmen, wie genau sich die gesetzliche von der privaten Krankenversicherung unterscheidet.
Gegenüberstellung der PKV im Vergleich zur GKV
Unterschied | PKV | GKV |
Voraussetzungen | Beamte, Selbstständige und Studenten ohne Voraussetzungen. Angestellte ab Einkommen von 5.362,50 € im Monat. Gesundheitsprüfung erforderlich | Jeder kann sich gesetzlich versichern, keine Voraussetzungen für die Aufnahme. Keine Gesundheitsfragen |
Leistungen | Freie Wahl der Leistungen ohne Einschränkung auf den gesetzlichen Leistungskatalog. Auch im Ausland versichert | Leistungen nur im Rahmen des gesetzlichen Leistungskatalogs |
Beitrag | Beitragsberechnung unabhängig vom Einkommen | Allgemeiner Beitragssatz: KV Beitrag steigt mit Höhe des Einkommen |
So unterscheiden sich die private und gesetzliche Versicherung im Detail
Weitere Unterschiede zwischen der privaten und gesetzlichen Krankenkasse bestehen in der Absicherung der Familienangehörigen wie Ehepartner und Kinder in der Familienversicherung, in der Abrechnung der Kosten sowie den Fristen und Bedingungen beim KV-Wechsel.
- Wer kann sich privat oder gesetzlich versichern?
- PKV: Beamte, Selbstständige und Studenten können sich frei für die Private Krankenversicherung entscheiden.
- Die aktuelle Jahresarbeitsentgeltgrenze 2023 sieht ein Mindesteinkommen in Höhe von brutto 66.600 Euro pro Jahr bzw. 5.550 Euro pro Monat vor. Diese Entgeltgrenze gilt für einen Wechsel in die PKV in 2024
GKV: Jeder darf sich in der gesetzlichen Krankenkasse versichern. Es bestehen keine Voraussetzungen für die Aufnahme. Beamte, Selbstständige und Angestellte mit einem Gehalt oberhalb der Einkommensgrenze können sich freiwillig gesetzlich krankenversichern.
Achtung: Beamte und Beamtenanwärter erhalten die Beihilfe nur in Verbindung mit der PKV, nicht jedoch für die gesetzliche Krankenkasse. Mehr dazu: Private Krankenversicherung Beamte
- Welche Leistungen?
- PKV: Privat Versicherte können die Leistungen frei wählen und ihren Bedürfnissen entsprechend zusammenstellen. Grob unterteilen sich die PKV Tarife in den Grund- Standard- und Premiumschutz mit aufsteigendem Leistungsumfang.
Deshalb ist die Private Krankenversicherung sinnvoll, wenn großer Wert auf eine optimale Behandlung ohne Einschränkungen gelegt wird. Chefarzt-Behandlung, alternative Heilmethoden durch Heilpraktiker und hohe Erstattung im Zahnbereich sind nur einige von vielen Leistungen über dem Leistungskatalog der GKV.
Tipp: Private Krankenversicherung Rechner
GKV: Alle gesetzlichen Krankenkassen bieten die Regelversorgung nach gesetzlicher Vorgabe. Um Leistungen wie in der PKV zu genießen, müssen kostenpflichtig Zusatzversicherungen abgeschlossen werden. Einige Kassen versuchen sich durch Bonusprogramme und limitierter Erstattung für Heilpraktiker von der Konkurrenz abzuheben.
Im Vergleich zur PKV müssen gesetzlich Versicherte hohe Zuzahlungen für Zahnersatz leisten. Die freie Arzt- und Krankenhauswahl ist eingeschränkt. Die Unterbringung in der Klinik erfolgt im Mehrbettzimmer und die Behandlung durch den gerade diensthabenden Belegarzt.
Achtung: Selbstständige sollten sich durch eine private Krankentagegeldversicherung gegen Einkommensausfälle wegen Krankheit absichern!
- Wie hoch ist der Beitrag und wie erfolgt die Kostenerstattung?
- PKV: hier wird die Berechnung der Beiträge nicht an der Höhe des Einkommens bemessen. Versicherte mit einem hohen Bruttogehalt können sich ebenfalls günstig absichern. Entscheidend für die Prämienberechnung sind das Alter, der Gesundheitszustand und die gewünschten Leistungen.
Beamte erhalten die Beihilfe für sich in ihre Familienangehörige. Deshalb müssen nur die Restkosten privat versichert werden und zahlen deshalb keinen vollen Beitrag. Angestellte erhalten den Arbeitgeberzuschuss in Höhe von 50 Prozent auch für die Private Krankenversicherung
Die Kosten für alle Behandlungen werden nach Vorlage der Rechnung von der PKV erstattet. Meist erfolgt die Kostenerstattung innerhalb der Zahlungsfrist, so dass Patienten nicht in Vorleistung gehen müssen. Krankenhäuser rechnen die Kosten direkt mit dem Versicherer ab.
Tipp für günstige Beiträge: Private Krankenversicherung Kosten
GKV: hier gilt der allgemeine Beitragssatz von 14,6% vom Bruttoeinkommen (bis maximal zur Beitragsbemessungsgrenze) des gesetzlich Versicherten. Der Höchstbeitrag liegt 2023 bei 728,18 € im Monat ohne Zusatzbeitrag und bei 807,98 pro Monat inklusive des kassenabhängigen Zusatzbeitrags von durchschnittlich 1,6% vom Gehalt. Davon entfallen auf:
- Arbeitgeberzuschuss: maximal 364,09 Euro ohne Zusatzbeitrag
- Arbeitnehmeranteil: maximal 364,09 Euro pro Monat mit Zusatzbeitrag
Beamte, Selbstständige und Studenten zahlen den vollen Betrag aus eigener Tasche. Menschen mit sehr geringem Einkommen müssen den Mindestbeitrag zahlen.
Bei den gesetzlichen Kassen gilt das sogenannte Sachleistungsprinzip. Der Erbringer der Leistungen (Arzt, Zahnarzt, Heilpraktiker, Physiotherapeut, Krankenhaus, Kurklinik etc.) rechnet die Kosten direkt mit der Krankenversicherung ab. Zuzahlungen für Wahlleistungen über dem Regelsatz werden privat abgerechnet.
- Wo kostenlose Familienversicherung?
- PKV: privat Versicherte müssen für ihre Ehepartner und Kinder ohne eigenes Erwerbseinkommen separat einen vertrag abschließen. Die kostenlose Familienversicherung wie in der GKV gibt es hier nicht. Beamte erhalten die Beihilfe von ihrem Dienstherrn auch für Familienangehörige in Höhe von bis zu 80%.
GKV: Der Hauptverdiener kann Ehepartner und die Kinder (bis 25 Jahre, bei Ausnahmen auch älter) ohne eigenes Einkommen in der gesetzlichen Familienversicherung kostenlos mitversichern. Voraussetzung: Das Einkommen der Familienangehörigen darf jeweils die Grenze von 450 € im Monat (Minijob) nicht übersteigen.
- Beitragsrückerstattung bei Leistungsfreiheit?
- PKV: Private Versicherer bieten Tarife mit Beitragsrückerstattung an. Hier erhalten Versicherte je nach Tarif bis zu sechs Monatsbeiträge zurück erstattet, wenn in einem Kalenderjahr keine Leistungen in Anspruch genommen wurden. Das rechnet sich bei gesunden Menschen und bringt Kostenersparnisse von einigen hundert Euro pro Jahr.
GKV: Eine Beitragsrückerstattung nach dem Vorbild der Privaten bietet die gesetzliche Kasse nicht an. Lediglich in einigen Wahltarifen wird maximal ein Monatsbeitrag bei leistungsfreiem Kalenderjahr rückerstattet.
- Krankenversichert im Ausland?
- PKV: Versicherte in der privaten Krankenversicherung genießen je nach Tarif sowohl in Deutschland, dem EU-Ausland als auch weltweiten Krankenversicherungsschutz. Besonders sinnvoll ist das für Leute, die oft geschäftlich ins Ausland reisen müssen.
GKV: hier gilt der Versicherungsschutz nur in Deutschland und im EU-Raum bzw. im Ausland mit Sozialversicherungsabkommen. Bei Reisen ins außereuropäische Ausland sollte ein Auslandsreisekrankenversicherung abgeschlossen werden.
- Budgetierung?
- PKV: Es gibt keine Budgetierung der Leistungen für privat Versicherte und damit kein Risiko, Medikamente oder Behandlungen aufgrund erschöpfter Budgets verweigert zu bekommen. Die Leistungen in den PKV-Tarifen sind jederzeit garantiert.
GKV: Ärzte müssen sich an die gesetzliche Limitierung des Budget pro Quartal bzw. Jahr halten. Ist das Budget aufgebraucht, können sie erbrachte Leistungen nicht mehr abrechnen. So kann die Budgetierung in der gesetzlichen Krankenkasse zu einem Aufschub der Behandlung oder der Verschreibung von Medikamenten in die nächste Budgetperiode erfolgen.
- Aufnahme oder Ablehung?
- PKV: eine wichtige Voraussetzung für die Aufnahme in der privaten Krankenversicherung ist die Gesundheitsprüfung. Diese erfolgt anhand von Gesundheitsfragen und ermöglicht eine Risikoeinschätzung.
Bei bestehenden Vorerkrankungen können Risikozuschläge erhoben werden. Bei gravierenden und chronischen Erkrankungen kann die Ablehnung der Aufnahme erfolgen. Aufnahmezwang besteht nur im PKV Basistarif.
GKV: Gesetzliche Krankenkassen müssen jeden aufnehmen, egal ob sie chronisch krank oder gesund sind. Abgelehnt werden dürfen lediglich über 55-Jährige oder Versicherte, die vorher in der privaten Krankenversicherung waren.
- Fristen bei Kündigung und KV-Wechsel?
- Frühestmöglicher Austritt aus der GKV ist nach 18 Monaten möglich. Danach kann mit einer Frist von zwei Monaten die Kündigung eingereicht und der Wechsel in eine andere Krankenkasse oder in die private Krankenversicherung vollzogen werden.
Tipp: Auch ein Vergleich der gesetzlichen Krankenkassen lohnt sich: Hier vergleichen
Die Private Krankenversicherung können Sie mit einer Frist von drei Monaten zum Ende des Versicherungsjahres kündigen. Vor der Kündigung sollte ein Tarifwechsel innerhalb der PKV sorgfältig geprüft werden. Im Rahmen einer möglichen Beitragsoptimierung bzw. PKV Wechsel bleiben die Altersrückstellungen erhalten.
Ein Wechsel von der privaten in die gesetzliche Krankenversicherung ist nur unter bestimmten Bedingungen möglich. So zum Beispiel, wenn Angestellte weniger verdienen und das Einkommen unter die Grenze fällt.
Vorteile und Nachteile der privaten Krankenversicherung
Im Unterschied zur gesetzlichen hat die private Krankenversicherung Vorteile sowie Nachteile. Im folgenden soll die Tabelle die Stärken und Schwächen der PKV verdeutlichen.
Da die Entscheidung für oder gegen die private Versicherung von persönlichen Faktoren abhängt, soll diese Gegenüberstellung eine Entscheidungshilfe geben.
Wann ist eine private Krankenversicherung sinnvoll? Wann lohnt sich die gesetzliche Kasse? Die Vor- und Nachteile der privaten Krankenversicherung in der tabellarischen Übersicht im Vergleich.
PKV Vorteile Nachteile Tabelle
PKV Vorteile | PKV Nachteile | |
Beitrag | Beitrag unabhängig vom Einkommen. Gutverdiener erhalten beste Leistungen zum günstigen Preis | Steigende Beiträge im Alter. Aufgefangen durch Altersrückstellungen |
Leistungen | Leistungen individuell wählbar und weit über gesetzlichem Leistungskatalog. Diese sind garantiert, keine Kürzungen wie in GKV. Schutz gilt weltweit auch auf Reisen im Ausland | Leistungen nach Abschluss nur mit erneuter Gesundheitsprüfung erweiterbar |
Abrechnung | Krankenhaus rechnet direkt mit PKV ab, keine Vorleistung. Sonst Erstattung nach Vorlage der Rechnung meist innerhalb der Zahlungsfrist | Arzt rechnet mit Patient ab. Dieser muss der PKV die Rechnung zur Erstattung vorlegen |
Familie | Keine Gesundheitsprüfung bei Neugeborenen Babys. Beihilfe auch für Kinder und Ehegatte von Beamten. Besonders niedrige Kosten für Jüngere Versicherte | keine kostenlose Absicherung der Kinder und Ehepartner wie in der gesetzlichen Familienversicherung |
Beamte | Beihilfe deckt Großteil der Kosten auch für Familienmitglieder ab. Restkostenversicherung und Beihilfetarif der PKV sehr günstig | - |
Medikamente | Keine Zuzahlung für verschreibungspflichtige Medikamente. Keine Einschränkung bei Medikamentenwahl | - |
Krankenhaus | Je nach Tarif Anspruch auf Behandlung durch Chefarzt und Unterbringung im Einbettzimmer. Freie Krankenhauswahl | - |
Arzt | Freie Arztwahl und bevorzugte Behandlung beim Spezialisten mit wenig oder ohne Wartezeit | - |
Beiträge zurück | Je nach Tarif Beitragsrückerstattung von bis zu sechs Monaten senkt die durchschnittlichen Kosten pro Monat | - |
Selbstbehalt | Tarife mit Selbstbeteiligung in individueller Höhe senken den monatlichen Beitrag. Keine Selbstbeteiligung auf Vorsorgeuntersuchungen nötig | - |
Besonders für Beamte und Beamtenanwärter mit Beihilfeanspruch bietet die Private Krankenversicherung mehr Vorteile als Nachteile. Außer in Hamburg gibt es die Beihilfe nur in Verbindung mit einem Beamtentarif der PKV, nicht für die gesetzliche Krankenkasse.
Dagegen lohnt sich für kinderreiche Familien von Angestellten und Selbstständigen die GKV mit der Möglichkeit, Familienmitglieder ohne eigenes Einkommen kostenlos in der Familienversicherung abzusichern.